Was haben eine Fledermaus und ein BH gemeinsam? – Sexistische Marketingstrategien an der Universität
Worin besteht der Zusammenhang zwischen einer Fledermaus & einem BH?
Genau das haben wir (meine liebe Kommilitonin* & ich) uns auch gefragt.
Wir liefen durch das Treppenhaus der Universität Hildesheim und lasen uns einige Plakate durch.
Ich weiß nicht wie es an anderen Universitäten ist, aber in der Uni Hildesheim wimmelt es immer nur so von Flyern. Das finde ich super, weil mir das die Möglichkeit gibt immer auf dem neuesten Stand zu sein. So kann man weder die unwichtigen, noch die wichtigen Events o.ä. verpassen!
Da das Institut für Biologie nicht weit entfernt war, hingen auch Zettel über Flora & Fauna am Treppengeländer. Plakate & interessante Fragen laden dazu ein in der Biologie vorbeizuschauen und sich eine Ausstellung anzugucken.
Als erstes haben wir das Plakat mit der Frage „Wie viel wiegt eine Fledermaus im Durchschnitt?“ entdeckt.
Spätestens beim nächsten Zettel änderte sich zumindest mein Gesichtsausdruck schlagartig. Mein Gehirn schaltete sofort auf den „Feministinnen-Mode“, weil mir das, was ich sah, überhaupt nicht gefiel. Ich bin nicht diejenige, die fahnenschwingend feministische Parolen in die Landschaft posaunt, jedoch finde ich es traurig, wenn die Frau [oder auch der Mann] zu einem Objekt degradiert wird.
Die ganze Situation wird erst recht komisch, wenn es noch nicht einmal um Werbung für Kleidung, Dessous, Kosmetik etc. geht [in denen nicht mit dem freizügigen Objekt „Frau“/ „Mann“ gespart wird].
Nein, in diesem Kontext geht es um die Abbildung eines Damendekolletés & einer Frage zu Fledermäusen. Der BH-Ausschnitt wird mit der Art und Weise wie Fledermäuse schlafen in Zusammenhang gesetzt. Für mich besteht hier ZERO Zusammenhang zwischen einem Dekolleté & einer Fledermaus!
Es irritiert und soll evtl. daher zum Nachdenken anregen oder Aufmerksamkeit erregen. In meinen Augen ist es überhaupt nicht lustig, sondern peinlich, geschmacklos & unnötig zugleich. Und traurig, weil sich die Biologie – nennen wir das Kind beim Namen – sexistischer „Marketingstrategien“ bedient.
Wenn Studierende genug Zeit haben und mit offenen Augen durch die Welt laufen, werden sie die Plakate so oder so entdecken. Schließlich haben meine Kommilitonin & ich auch erst ein anderes Plakat mit Frage & ohne BH-Bild gelesen und fanden es auch spannend/ interessant.
Asoziale Aktion Meinerseits
„Wollen wir uns dort vorne in den Vierer setzen?“ kommt die Frage einer flüchtig bekannten Kommilitonin, als sie in den Zug steigt und mich erkennt.
Wir haben uns kurz vorher am Bahnsteig [beim Vorbeigehen] gesehen, als ich zum Zug ging & sie sich im Raucherbereich eine Zigarette anzündete.
Ich habe mich in einen Zweier gesetzt, in der Annahme, dass sie den Wink mit dem Zaunpfahl verstehen würde. Zusätzliche habe ich mein Netbook gegriffen, hochgefahren und bin bereits beim Tippen. Sie steigt in den Zug, ist freundlich und schlägt nun vor, dass wir zusammen sitzen können. Warum habe ich diesen Sitzplatz gewählt???!!! Dann muss ich es eben geradeheraus formulieren.
„Nein. Ich habe mich hier hingesetzt, weil ich noch am Laptop arbeiten muss. Deswegen hab‘ ich nicht den Vierer gewählt. Sonst hätten wir reden können. Muss leider noch was schreiben.“
[Natürlich lächle ich dabei nett, damit klar wird, dass ich keine Hexe bin, sondern nur in Ruhe arbeiten, anstatt Konversation betreiben möchte.]
Irgendwie komme ich mir jetzt komisch, asozial & unfreundlich vor. Deshalb schreibe ich das Geschehen schnell auf. [Im Grunde genommen wollte ich einen ganz anderen Artikel verfassen. Nun ist es diese Schilderung der Ereignisse geworden.]
Zu einer Beurteilung meiner Aktion mit „Du bist ja scheiße.“ folgen nun meine ABERs:
- ABER sie hat eben noch eine Zigarette geraucht und ich HASSE [ja, wirklich das schlimme H-Wort = hassen] den Geruch, auch wenn er nur slightly durch die Kleidung zu riechen ist. Ich mag es absolut nicht.
- ABER ich bin so was von müde, dass ich [in der Regel eine unglaublich redselige Person, die sich 24/7 redend selbst entertainen kann] überhaupt keinen Nerv auf unwichtige & mich zurzeit kaum tangierende Themen habe.
- ABER ich will einen Blogbeitrag schreiben, da ich dafür eh fast nie ausreichend Zeit erübrigen kann und meine Zugreise meine Freizeit außerhalb der Wochenenden bedeutet.
- ABER tatsächlich wollte ich mir die Freiheit herausnehmen und allein reisen/sein. Ständig bin ich gezwungenermaßen mit anderen Menschen auf engstem Raum [entweder in der UB, im Zug, im Bus, zu Hause – ich teile mir mein Zimmer mit meiner jüngeren Schwester – die Schwestern-WG] und brauche manchmal [insbesondere wenn ich müde & ausgelastet bin] meine Ruhe.
Okay. Ich glaube mein schlechtes Gewissen konnte ich jetzt nicht eliminieren, aber wenigstens klingen meine ABERs plausibel. Auch wenn ich mit dieser Aktion Gefahr laufe als unfreundliche & asoziale Kommilitonin abgestempelt zu werden… ich riskier’s! Schließlich können ein paar Stempel mehr/weniger in meiner Sammlung nicht schaden*.
Wann wart ihr das letzte Mal unfreundlich & evtl. asozial?
* Hierzu zählen Stempel wie:
„Du bist immer so direkt.“ [Ich nenne es Ehrlichkeit.]
„Du bist aber fies.“ [Ich schaue der Tatsachen ins Auge.]
„Sie reden sehr schnell.“ [Meine Zeit auf dieser Erde ist begrenzt.]
„Du redest aber gut Deutsch.“ [Du aber auch! (An dieser Stelle gehen die Sirenen los & es flashen Idiot-Leuchtreklamen in meiner Retina, so als ob ich am Times Square stehen würde.)]
…
to be continued